Stuttgart. Der wissenschaftspolitische AfD-Fraktionssprecher Dr. Bernd Grimmer MdL hat der These von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU): „Die Ethnologie ist in ihrer bisherigen Weltsicht durch die aktuelle Kolonialismusdebatte erschüttert worden“ entschieden widersprochen. „Das Gegenteil ist richtig: Die aktuelle Kolonialismusdebatte kann die Ethnologie nur irritieren, weil sie so absurd ist! Beim Kolonialismus geht es um politische und ökonomische Macht in Territorien außerhalb der eigenen Grenzen, die Hautfarbe spielt da keine Rolle. Wenn sich Grütters für Restitutionen ausspricht mit den Worten ‚Das Unrecht darf nicht fortdauern‘, verwechselt sie entweder absichtlich oder, schlimmer, in Unkenntnis historische, politische und juristische Kategorien. Das ist ein Armutszeugnis.“

Die Blütezeit von Deutschlands Kolonialismus kann man ab 1884 datieren, weiß Grimmer. „In dieser Zeit vollzog sich weltweit eine liberale Transformation weg von der Kontrolle über die Kolonien hin zur Entwicklung dieser Kolonien. Deutschland hat den Kontrollschritt, der mit viel Blut erkauft wurde, eigentlich übersprungen und schuf gleich Grundlagen der Selbstverwaltung, bildete Richter und Polizisten aus. Togo hatte 1906 das progressivste Verwaltungssystem in ganz Afrika. Der erste Zahnarzt in Afrika war ein Deutscher. Die Infrastruktur wurde erschlossen, Brunnen, Brücken und Eisenbahnen gebaut wie die Usambarabahn in Tansania. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete die Reichstagsdebatte zum Kolonialhaushalt 1914. Danach gab es Arbeitnehmerrechte für Eingeborene, das Ende der Zwangsarbeit und die allgemeine Schulpflicht. Diese Dinge werden von bestimmten linken Kolonialhistorikern kleingeredet, bestritten, und auch aufgerechnet gegen Opfer von Gewalt und Zwangsarbeit. Doch die uralte Diskussion, inwieweit steinzeitliche oder frühfeudalistische Gesellschaften neben modernen existieren können und wechselwirken, kann man nicht schwarzweiß beantworten.“

Insofern muss man fragen, was diese Beutekunstdebatte soll, wundert sich Grimmer. „Wem soll man eigentlich was zurückgeben? Regierungen, Stämmen, Privatpersonen? Menschliche Überreste, Artefakte, Schätze? Das ist alles unklar. Gibt es angemessene und sichere Orte, die zurückgegebenen Dinge zu präsentieren? In vielen afrikanischen Ländern ist die Museumslandschaft sehr karg, in Nigeria etwa gibt es gar kein Nationalmuseum. Und welchen politischen, welchen historischen Nutzen hat das? Wenn man die deutschen Museen wirklich auf diese Weise dekolonisieren will, bleibt am Ende eine Schau der weißen Zivilisation übrig. Ist das Grütters eigentlich bewusst? Aber ein Land, in dem die ‚Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte‘ im Koalitionsvertrag steht, kann offenbar nicht anders als die Geschichte nachträglich umzudeuten. Zur Schuld der Großväter kommt jetzt auch noch die der Urgroßväter. Das ist lächerlich.”