Auch wer nicht dazu neigt, stets mit dem Schlimmsten zu rechnen, sollte vielleicht so langsam ernsthaft in Erwägung ziehen, für einen Blackout Vorsorge zu treffen. Denn der wird immer wahrscheinlicher. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

Am 14. August gab es erneut Probleme. In den Abendstunden brach die Stromerzeugung massiv ein. Weder fossile Reservekraftwerke noch Stromimporte vermochten das Defizit auszugleichen. Ultima Ratio: Lastabwurf – Strom-Großverbraucher mussten unverzüglich vom Netz getrennt werden.

Zum Glück geschah dies an einem Samstag. Nicht auszudenken, wenn sich der Versorgungsengpass an einem energieintensiven Werktag ereignet hätte. Oder wenn die letzten Kohle- und Kernkraftwerke bereits stillgelegt worden wären.

Das europäische Stromnetz wird immer desolater. Erst im Juli mussten weite Teile der iberischen Halbinsel vom Netz genommen werden. Und im Januar konnte ein kapitaler Blackout nur durch den Abwurf des osteuropäischen Netzes auf den letzten Drücker verhindert werden.

Dass sich Netzbetreiber betont gelassen geben und abwiegelnd von einem „Regelbedarf“ sprechen, der „konzeptgemäß als Teil des Werkzeugkastens der Systemführung“ vonstatten ging, sollte nicht dazu verleiten, die Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu unterschätzen.

Es ist zum Verzweifeln. Überall regiert der Dilettantismus. Oder kennen Sie ein einziges Ministerium, das durch Kompetenz und kluges Handeln auffällt? Und was besonders deprimiert: Es kommt nichts Besseres nach. Ein Blick auf die Riege der Kanzlerkandidaten genügt.

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